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Die Nachhaltigkeit-Panik ist laut – der Wandel ist leise

  • Autorenbild: Johanna Gollnhofer
    Johanna Gollnhofer
  • 10. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Juli


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Der Rückzug aus der Verantwortung

Wenn man sich gerade umschaut, wirkt es fast so, als wäre Nachhaltigkeit ein Auslaufmodell. Unternehmen rudern zurück, brechen Versprechen oder schweigen sich gleich ganz aus. Shell hat sein Klimaziel für 2035 einfach gestrichen. BP zeigt kein ernsthaftes Interesse mehr daran, die Öl- und Gasproduktion bis 2030 zu senken. Und Unilever streicht mehrere Umwelt- und Sozialziele, darunter das Vorhaben, den eigenen Plastikverbrauch zu halbieren. Das Narrativ in den Medien ist klar: ESG ist auf dem Rückzug, Nachhaltigkeit steckt in der Krise.

 

Wandel beginnt oft unsichtbar

Doch wer nur auf die Schlagzeilen schaut, verpasst, was sich tatsächlich bewegt. Denn echter Wandel, der Systeme verändert, passiert nicht laut. Er passiert leise, an den Rändern, unterhalb der medialen Aufmerksamkeitsschwelle. Die Wissenschaft hat dafür eine treffende Erklärung: Everett Rogers’ Theorie der Innovationsdiffusion. Sie beschreibt, wie sich neue Ideen verbreiten – zunächst langsam, fast unsichtbar, in kleinen Gruppen. Dann kippt die Dynamik. Was gestern noch radikal war, wird plötzlich zur neuen Normalität.

 

Solarenergie: Der stille Aufstieg

Lange galt Solarenergie als teure Spielerei für Idealisten. Jahrzehntelang war sie zu ineffizient, zu teuer, zu schwach skalierbar. Der Durchbruch blieb aus: Förderprogramme liefen aus, Medien berichteten kaum noch. Viele erklärten die Energiewende im Stromsektor für gescheitert. Und dann, fast unbemerkt, kippte etwas: Die Preise fielen dramatisch, vor allem durch chinesische Massenproduktion. Innerhalb weniger Jahre wurde Solarstrom zur günstigsten Energiequelle der Welt. Heute treibt sie das globale Energiesystem, während viele noch staunen, wie plötzlich das passiert ist.

 

Ein genauer Blick auf Kapitalströme

Die aktuellen Daten zur Kreislaufwirtschaft bestätigen genau dieses Muster. Der neue Circularity Gap Report Finance zeigt, dass zwischen 2018 und 2023 weltweit 164 Milliarden US-Dollar in zirkuläre Geschäftsmodelle geflossen sind. In den Jahren 2021–2023 lagen die Investitionen 87 Prozent höher als in der vorherigen Dreijahresperiode.

Jedoch lag der Peak im Jahr 2021. Bedeutet der Rückgang jetzt wirklich weniger Interesse der Investoren an zirkulären Geschäftsmodellen? Man könnte das vorschnell so deuten, aber wahrscheinlicher ist: Die Investitionen spiegeln kurzfristige Konjunkturzyklen wider, nicht einen strukturellen Rückzug. Und was man nicht vergessen darf: Betrachtet man die Entwicklung über fünf oder zehn Jahre, ist der Wandel unübersehbar. Die Richtung stimmt auch wenn die Dynamik schwankt.

 

Regulierung, die oft übersehen wird

Auch politisch tut sich mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Die öffentliche Debatte kreist gerne um Rücknahmen und Blockaden (wie zum Beispiel die potenzielle Rücknahme der Green Claims Initiative), dabei wurde regulatorisch vieles vorangebracht. Die EU hat mit der Taxonomie-Verordnung, der CSRD und dem Circular Economy Action Plan klare Regeln und Standards gesetzt. Diese Maßnahmen entfalten jetzt ihre Wirkung.

Und auf internationaler Ebene liefert der neue Richtlinienrahmen der International Finance Corporation erstmals eine gemeinsame Sprache für zirkuläre Finanzierungen. Das sind keine schönen Konzepte für die Schublade, sondern praxisnahe Werkzeuge, mit denen Kapital gezielt gelenkt werden kann.

 

Ein Pflänzchen mit Potenzial

Ich war letzte Woche auf dem SZ Nachhaltigkeitsgipfel. Hier wurde ganz klar, dass Nachhaltigkeit nicht tot ist – entgegen dem, was man sonst aus der medialen Berichterstattung vermuten könnte. Ich bleibe da eher bei Bill Gates, welchem folgendes Zitat zugeschrieben wird:

„Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr erreichen können, und unterschätzen, was in zehn Jahren möglich ist.“

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Johanna Gollnhofer


 
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